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ßibliogralisclw Information der Deutschen Nationalb ibliothek Die Deutsche Nationalbliothek verzeichnet diese Publikation in dn Deutschen Nationalbibliograf1e; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. /{edaktiouelle Mitarbeit: ßarbara 1-leitkiimper, Miriam I-lutter, Fabian Olbrich, Maria Wcigcl Fotouaclrweis: U111sclr/ag ''ome: SIIORTBUS (TH INKfilm); I.K.U. (Aries). Umsclr/ag lriuteu: POLISSONS ET GAUPEn'ES; CAFE FLESH; kink.corn; HISTO IRES OE SEXE(S). l111reuteil: An.. hiv des Ve rlags: 88, 94, I 05- l 07, 123, 124, 178. Archiv von C hristi an k、セャ」Zイ@ 42 (oben), 47, SI. DVO-/Video-Screenshots: 10- 13, 16, 17,24-27,34-39, 43-46,48,49, SS-57, 60, 6 1,65-69,7 1,76-80,82-84,89,9 1,93,98-101, 108, 11 0, 13 1, 133- 136, 139, 142-144, 146, 148- 15 1, 156, 159- 162, 164, 165. Annu ßrownfield: 17 1, 177. C nnt Dog Productions: 176. Shine Louise Houston: 172, 174. kink.com: 11 3- 1 I 6, 1 18, I 19. Ovidie: 19, 125, 129, 169, 178. Anna Peak: I 70 (links) . Rohe rt S. P1uu l: I G8. Pl,lyboy: 9. Rence Porne ro: 170 (rechts), 175 . Ju lie Simone: I 73, 179. Ann ie Sprink le: 42 (u nten) . © l'hotographs: original copyright holders 'Ti·otz intensiver r・セィャGイtョ@ konnten wir nicht in allen Fällen die Rechteinhaberinnen erm itteln. Berechtigte Ansprüche werden im Rahmen der üblichen Honorarsätze abgegolten. Der Verlag bittet die mangc·lhafte Qualität vieler Abbildungen zu entschuldigen; zu Pornofilmen sind meist weder Pressefotos in Umlauf gebracht worden, noch sind die Filme auf DVD erschienen; die Screenshots in diesem Buch mussten deshalb oft von digitalisierten Videokopien der zweiten oder dritten Generation angefertigt werden. Dauksaguug: Ein herzliches Dankeschön von Verlag und Herausgebern geht an Stef:lll I löltgen für den Mitschnitt der Clricks tvitlr Guts-Podiumsdiskussion, Fahian Olbrich für die geduldige Transkription derselben und Robert S. Plaul für das dazu passende Foto; 。オャセ」イ、・ュ@ danken wir de n Veranstalterinnen des Pornfilmfestivals Berlin Jürgc n ßrüning, Manucla Kay und Jochen Werner für Rat und Tat. Alle Rechte vorbehalten © 20 I 0 by Bertz + Fische r G bR, Berlin Wrangelstr. 67, 10997 ß e rlin Druck und Bindung: druckhaus köthen, Köthen Printed in Germany ISBN 978-3-86505-3 12-1 Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm Kontaktmaschinen Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm Von Stefan Hältgen 11Then the professo·r fi.nished another schnapps, then got up and walked over to the door labeled ,J.'uck Machine Storage Room.t. He turned and smiled at us, then llery slowly opened the dom: I-Je walked on 'in and carne out rolling this thing on what looked like a hospital bed on wheels. Tt was >Naked,, a clod of metal. The prof rolled the damn thing right out in front of us, then began humm.ing some rotten sang, probably so mething from the German. A clod of meta.l with this hole in ehe center. The professor had an oil can in h'is hand, po/,ed it into the hole and began punching in quite a. quantity of this oil, meanwhile humm'ing this insane German sang. He kept punching the oil in, then Looked back Oller his shoulder a.nd said, mice, ya?t then he went bacl' to work, pumping in the oil.<, (Charles Bukowski, Fuck Machine) D ie (Horro r-)Vision vom Sex m it e iner Maschine ist so alt w ie d ie Idee der Maschine selbst. Es scheint jedoch so, dass sie im Computer-Zeita lter ihren vornehm lich mythischen Charakter verloren hat und zusehends in de n Bereich des Möglichen rückt. 1 Der Pornofilm nimmt d iese Möglichkeit vorweg, indem er Computer und Roboter (also Com putergeh irne m it einem künstl ic hen Körper) seit c irca 40 Ja hren als Sexualpartner inszen iert oder sie e ine mehr oder wen iger aktive Rolle in der zwischenmenschlichen Sexualität einnehmen lässt. Der Katalog an Motiven ist dabei so vielfältig, wie es diese Maschinen selbst si nd. D ie Verwendungsweisen von Computern und Robotern im Pornospie lfi lm konzent rieren sich hi ngegen vornehmlic h auf zwei Aspekte: Com puter bilden oft so etwas wie ei nen Kata lysator, ein Medium, das zwischenmensch liche Sexualität ermöglicht oder initiiert. Roboter hingegen werden häufig zu Sexualpartnern - der kör pe rliche Aspekt ihrer Existenz steht dabei mehr im Vordergrund als ihre computativen Fähigkeiten, d ie dann jedoch auf der sexuelle n Ebene Ausdruck in besonders potenten Leistungen fi nden . Pornospielfi lme, in dene n Roboter und Computer eine zent rale Rolle spielen, lassen sie b zumeist auch dem Genre der ScienceFiction zurech nen, denn sie verlängern die technischen Möglichkeiten in d ie Zukunft und/oder sie entwerfen eine utopische Gesellschaft, in der vor allem die Sexualität ei ne andere -zumeist 73 Stefan H öltgen größere - Rolle für das Zusammenleben srielt. Charles Bukowskis eingangs zitierte Kurzgeschichte Fuck Machine ist ein Beispiel für solche Science-Fiction -sie ist aber auch ein Beispiel für die Gefahr einer solchen künftigen Sexualität, die sich allzu sehr auf die Computer- und Roboter-Technik verlässt. Darin ist die Kurzgeschichte etlichen im Folgenden vorgestellten Pornospi(>lヲゥ ャ ュ・ョ セ@ iihn lich. Diejenigen übrigens, die die 1977 erschienene Ert:ählung kennen, wissen, dass der Ich-Erzähler von dem schnapssüchtigen deutschen Professor nur gefoppt wurde: Das Eisending mit dem gut geölten Loch ist nur eine Attrappe - in Wirklichkeit ist es die täuschend echt wirkende junge Frau, die der Professor zunächst als sei ne 1ochter 'fi:111ja vorsteUt, welche die Fuck Machine ist - und hier verlässt die Erzählung vorerst den Bereich des Möglichen (denn derartige >>Eisendingerc( existieren als Befriedigungsapparate seit langem: Dildos, Pcnispumpcn, Sybians oder ähn liches) und wird zur Science-Fiction. Und wie es der Topos im fiktiven Roboter-Porno will, dreht auch dieser Apparat durch, verliebt sich in den Ich-Erzähler und richtet deshalb großes Unheil an. Ocr Professor indes ergreift rechtzeitig die Flucht und verdingt sich fortan als Hersteller und Versender von »inAatable sex dolls(( - einer realen Vorform der Fuck Machine, die sich sozusagen nur auf das Äußere konzentriert anstatt sich auf d ie innere Technik zu besinnen. Bukowskis Erzählung verlässt damit also die Science-Fiction wieder und besinnt sich doch zurück aufs Mögliche. 74 Historische Wurzeln der Sex-Maschine Oie Vorstellung der anthropomorphen Liebes-Maschi ne speist sich aus vier historischen Quellen: Sie besitzt eine kultur-, eine Iiteratur-, eine technik- und eine med izinh istorische Wurzel. Die längste von ihnen, die kulturhistorische, reicht bis tief in die griechischeM ythologie. So hatte Zeus Epirnetheus, dem Bruder des Prometheus, ein künstliches Weib, die Pandora, geschickt, die vom ))h inkenden Künstler«, dem Halbgott 1-lephaistos - dem Urvater der Technik - geschm iedet worden war. Dieser war aber selbst schon von goldenen, mechanischen Jungfrauen ^セュゥエ@ jugendlich reizender Bildung(( umgeben, wie Homer in der llias erziihlt. Später, im Mittelalter gibt es Berichte von sprechenden Kunstköpfen bei Francis Bacon oder Albertus Magnus. Letzterer soll sogar über einen menscheniihnlichen Automaten aus Leder und Holz verfügt haben, der seinen Gästen die Tür öffnen und sie nach ihren Wünschen befragen konnte. 3 Der Archetypus des Renaissance-Menschen, Leonardo da Vinci, hat neben vielen utopischen Maschinen auch Roboter entworfen: eiserne Löwen, einen Ritter und einen automatischen G lockenläuter - die Apotheose des Automaten bestand zunächst offenbar stets in dessen weitestmögt icher Menschenähnlich keit, aus der dann eine soziale Funktion hervorgehen konnte. Eine erste Emanzipation ^セcイ ャ・「エ ・オ@ der Android im 18. Jahrhundert, sicherlich als Folge der dualistischen und mechan istischen Wende in der Philosophie nach Computer und Roboter im fiktionale n Pornofilm Rene Descartes, von dem sich etwa La Mettrie direkt zu seinen Überlegungen des ))Menschen als Maschine« inspirieren ließ: ))Nach La Mettrie ist der Mensch eine Uhr, die sich selber aufzieht. In dieser Auffassung kommt das grenzenlose Vertrauen zum Vorschein, dass die Europäer im 18. Jahrhundert noch in die Technik hatten<<, schreibt Lienhard Wawイコケョ N セ@ Solch eine Maschinen-Metapher lag nahe, gab es doch anthropomorphe Maschinen, die wie Uhren aufgezogen werden konnten. Dies waren vor allem Kunst- und Spiel-Automaten, die das damalige Publikum in ihren Bann zogen: Vaucansons Flötenspiel-Automat, JaquetDroz' Zeichner- und Orgelspieler-Automaten, Kempelens Schach-Türke (der in Form von Maelzels Schachspieler 1836 von Edgar Allan Poe als Fake entlarvt wurde) und so weiter. In La Mettries Vorstellung schimmert jedoch nicht nur Zuversicht, sondern auch schon dunkle Ahnung: Hinter der sich selbst aufziehenden Uhr steht ebenso die Befürchtung ei nes autonomen Automaten, der auf den Menschen gar nicht mehr angewiesen ist, ))Selbstaufzug« beherrscht und vielleicht sogar s・ャ「ウエゥュセョァ@ verlangt. ' Erst in der späteren Literaturgeschichte, genauer gesagt ab der Romantik, wurde die Maschine wieder erotisch. Jean Paul erzählt ei ne ))einfältige, aber gut gemeinte Biografie ei ner neuen angenehmen Frau von bloßem Holz, die ich längst erfu nden und geheiratet« in seiner Auswahl a.us des Teufels Papieren von l 789. Und der Student Nathanael カ・イヲセゥャエ@ in E.TA. Hoffmanns berühmter, erstmals 1816 erschienener Erzählung Der Sandmann den erotischen ))Ach((s der Automaten-Frau Olympia (die mit ihrem Namen schon an die von allen Olympiern mit besonderen Gaben ausgestattete Pandora erinnern soll) vollständig und wird wahnsinnig. Sowohl Jean Pau l als auch E.T.A. Hoffmann haben weitere einsch lägige Automaten-Erzählungen verfasst, und diese si nd nur Beispiele für die Blüte des Topos seit der romantischen Literatur-Epoche. Die künstlichen Frauen bestimmen von da an das Geschick männlicher fiktionaler Helden und bringen d iese ma l in höchste Verzückungen, mal in größte Schwieligkeiten, oft jedoch beides zusammen. D ie Vorstellung eines ))sich selbst aufziehenden<< Automaten könnte eine Kopfgeburt des Industrialismus sein: 1866 entdeckt der Berliner Werner von Siemens das elektrodynamische Prinzip, nach dem ei n stromerzeugender Generator sich nun zukünftig a.uta.r-k mit der selbst benötigten Elektrizität versorgen kann. Um 1850 konstruiert der Mensch erstmals Maschinen, die sich dann auch materiell selbst reproduzieren und andere Maschinen erzeugen können (so genannte ))Werkzeugmaschinen«). Mit dem Whirlwind entsteht dann 1945 am MIT in Cambridge der erste D igital-Computer, der derartige Werkzeugmaschinen steuert, ihnen also zum Geh irn wird. Für die Science-Fiction mögen diese technikhistorischen Marksteine die Präliminarien der Entstehung einerneuen Gattung gewesen sei n. Einer Gattung von Maschinen, die nicht mehr fü r den Menschen da sind, sondern für sich selbst. Lust-Maschinen werden auch vor einem medizin ischen Hintergrund in der 75 Stefan H öltgen (in eine Liege eingebaut), »Ascending Douches« (l lydro-Massage-Gcräten) bis hin zu handlicheren Vibratoren reiche n.'' Der durchaus ernstzunehmende Ansatz ei ne r S<.'xualmedizi nische n Entspannu ngsthe rapie lüsst sich heute noch in d en Apparaten d es erste n sex ua lwissenschaftlie hen Instituts, ins Leben gerufen in Be rlin von Magnus Hirschfe ld, nach dem das Institut benannt war , bewundern. Die Liaison autarker, sich selbst reproduzierender Automaten und Lust-Maschinen liegt also nicht nur thematisch nahe - bcide Ideen entstanden sozusagen zur fast selben Zeit am selben Ort: Um d ie Wende vom 19. zum 20 . Jahrhu nd ert in ße rlin. Und d e ut sche W issenschaft ler, de ren Fachgebiet irgend wo zwischen Kybernetik und Sexualwissenschaft liegt , spielen auch im weiteren Verlauf der Geschichte oft eine zentrale Rolle - der schnapssüchtige Professor aus Bukowskis Fuck Machine ble ibt also nicht alle in . Pornografische Sex-Maschinen Spannung, Stromstoß, Schwingkreis: ... zweiten Hälfte d es 19. Jahrhunderts zum The ma. ln Ihrem Buch The 'Jechnology of Orgasnt re kapitu liert d ie Autorin Rachel P. Maines die G eschic ht e der Sex-Tools, die von Elektro-Massage-Apparaten über dampfbetriebene Genital-Manipulatoren 76 Sexue ll naktivu we rden Maschinen abe r erst im Pornofi lm ab d en 1970er Jahre n. Eine vollständ ige C hronologie fikti ver Porno-Maschinen wäre zwar prinzipiell möglich, muss jedoch an der immer noch katastropha len QuellenJage des Genres sche itern: Vie l zu viele Pornofilm e gingen und gehen mangels kulture ller We rtschiitzung ve rlo re n. Schuld daran ist sic he rlic h neben de m imme nsen O u tput d es Genres auch desse n Marginalisie rung und Ze nsierung, die e ine Archivicru ng bis heute unnötig e rscheinen lässt. Bis in die 1970er Jahre Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm war Filmpornografie in vielen Länden auch der westlichen Welt verboten. Es ist dem Internet und den sich dort öffnenden privaten Archiven zu verdanken, dass jetzt vieles von dem (wieder) auftaucht, was vorher nicht einmal als verschollen galt - weil man von dessen Existenz gar nichts wusste. 1970 reüssiert der Sex-Rotoberin dem US-ameriknnischcn Pornospielfilm ELECTROSEX '75 von Mike 1-Ienderson. Darin stellt ein Erfinder seinem Freund seine drei Roboter-Frauen Alpha, Beta und Gamma vor, die sie nun nacheinander oder zugleich ))ausprobieren«. Die Androidinnen erweisen sich als duldsa m und schmcrzrcsistent: Selbst sadistische Praktiken, wie die Auspeitschung, lassen sie Iust voll über sich ergehen. Oder doch nicht? In der finalen Orgie finden die Frauen kein Ende, selbst als ihre menschlichen/männlichen User sieb bereits in der sexuellen Refra ktärphase befinden. Der Not-AusScha lter versagt: nWe will fuck you always!« droht eine der Maschinen-Frauen dann kastrieren sie die Männer oral: Das Experiment scheint damit fehl geschlagen, schlicht, weil der Erbauer nur an seine gegenwürtige Lust, nicht aber an seine zukünftige Unlust gedacht hat. 1977 träumt eine junge Frau im deutschen Pornofilm DER PORNO-FOTOG RAF (auch: DER JUNGE MIT DER T I EFENSCHÄRFE) von Alois Brummer, vom Roboter ))Rohhi« - einem glän7.cndcn Blechka::;ten, der sie wah rlich traumhaft verfü hrt und anschließend mit literweise Roboter-Sperma übergießt. Im Gehäuse steckt ein Mann, wir hören (s)einc Stimme, die elckt- .. . »Robbi« in DER PORNO-FOTOGRAF rotethnische Doppeldeutigkeiten von sich gi bt: nSpannu ng«, ))Stromstoß«, ))Sicherung«, nPrcquenz-Abgleich« oder >)Schwingkreis<< werden ihrer eigentlichen Bedeutung entrissen und pornografisiert. Beieie Beispiele deuten schon 77 Stefa n H öltgen Gesch lechterkampf um d ie Fernbedienung: LA FEMME-OBJET an, dass den Masch inen im Pornofi lm eine besondere Sexualität innewohnt, die derjenigen der Menschen zwar ähnelt, jedoch über ga nz eigene Gesetze und Fantasien verfügt- es sind Fantasien der Übcrsteigerung, der »1--iypcr-Pornografisierung<t. Dies zeigt sich besonders deutlich im fo lgenden Beispiel. 78 Eine durchaus elaborierte Produktion entsteht in Frankreich im Jahre 1980: Jn LA rEMME-OßJETvon Claude Mu lot - internationaler Titel: PROGRAMMEO FOR rLEASURE - entwirft ein sexbesessener Science-fiction-Autor eine Android in, die er per Fernsteuerung zur erotischen Interaktion mit sich bewegen kann. Auch sie wird jedoch zunehmend autonomer und will bald selbst über ihre Sexualität (das heißt: über die Fernbedienung) verfügen. Als ihr Erbauer daraufhin eine zweite Roboter-Frau konstruiert, bessert sich seine Lage dadurch nicht etwa, sondern er wird nun von den beiden Androidinnen sexuell versklavt. Seine parn-utopischen Plii ne wandeln sich in ihr Gegenteil (und werden doch irgendwie wahr, denn er bekommt ja das, was er sich immer schon gewünscht hat: fortwährenden Sex). Das porno-dys-topischc wie technophobc Potenzial des Stoffes lässt tief blicken - aber auch die Verschränkung von Science und Piction als Hintergrund der Technik-Entwicklung, freilich ohne jede TcchnikfolgenAbschätzung, wird auf markante Weise エィ・ュ。ゥウイ N セ@ 1985 hat der Roboter in Mark Davis' AMBER AROUSED (1985) einen kurzen Auftritt als I Iaushaits-Serviceroboter mit speziellen Eigenschaften. Er kümmert sich nicht nur um die alltäglichen Bedürfnisse seines Erfinders, sondern auch um d ie erotischen des ncuen Hausmädchens. Ein Jahr später sind es im US-Porno PLEASURE MAZE von Duck Dumont so genannte nNightdroidS<<, die als robotischc Prostituierte im titelgebenden Lustlabyrinth getestet werden, bevor sie auf die Männerwelt losgelassen werden sol len. Danach ver- Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm schwindet der Roboter erst einmal von der Porno-Bildfläche - zu mindest als originär fi ktiona les Konzept . »lf you like sex - come with me !« ln der Folge stehen nun Porno-Adaptionen nicht-pornografischer Spielfilme mit Robo-Content an. Kulturell breitenwirksam wurde der Film-Roboter in den 1950er und 1960er Jahren. Dort erscheint er zumeist als das Fremde, das Andere, das Gefahr und Bedrohung nicht selten mit außerirdischem Ursprung - repräsentiert. Eine Ambivalenz, die ihn sozusagen ))sexuell adaptionsfühigl( erscheinen ließe, ist in den frü hen Roboterfilmen noch nicht auszumachen. Diese setzt erst im Kino der 1980er Jahre ein . In Filmen wie THE TERM INATOR (1984) und TERM INATOR 2: JUDGEMENT DAY ( 199 1) - beide von James Cameron bekommen Roboter eine im Wortsinne )>menschliche Patina<<, werden mit sozialen Verhaltensweisen ausgestattet und lassen sich nun auch sexuell konnotieren. Dass solche Blockbuster so genannte Porno-Spoofs nach sich gezogen haben, erscheint fast als zwingender Schluss in der Verwertungslogik der Pornoindustrie, die bis wr Popularisierung des handlungslosen Gonzo-Pornos händeringend nach Hintergrundgeschichten für ihre vordergründigen Sex-Handlungen suchen musste. An den Spoofs der TERMINATOR-Filme soll dies beispielhaft dargestellt werden. TIIE PENETRATOR (1991; R: Sebastian) und PENETRATOR 2: GRUDGE DAY (1995; R: Nie Cramer) heißen die pornografischen Adaptionen der ersten Haushalts-Serviceroboter mit speziellen Eigenschaften: AMBER AROUSED beiden TERMINATOR-Filme. Im ersten geht es darum, dass ein Roboter aus der Zukunft, der titelgehende ))Penetratoru, auf der Suche nach Farrah Gonner ist, um sie zu »penetrieren((. Sinn der Aktion ist es, dass sich die einmal vom Roboter geschwängerte Farrah nicht mehr mit dem Vater ihres ))eigentlichen Sohnes«, 79 Stefan Höltgen Der Porno-Spoof THE PENETRATOR der in der Zukunft ein Revolutionär ist, einlassen wird. Die Penetrat ion ist ein wesentlich »menschl icheres« Vorhaben als im Original, in welchem Sarah Connor bekanntlich vom Terminator ermordet werden soll, um eben jene Revolu80 tionär:;gcburt zu verhindern . Im Porno gelingt es schließlich ihrem Beschützer Rcese, dem Penetrator zuvorzukom men. Aus der Liaison entsteht jedoch nicht ein Soh n, sondern eine "Jbchter namens Dawn, wie der zweite Teil I'ENETRATOR 2: GRUDGC DAY zeigt. Die Abwandlung passt natürlich in:;ofern, als der nun abermals aus der Zuku nft geschickte nPenetratoru mit dem selben Auftrag ausgestattet werden könnte. Dem ist jedoch nicht so: Oieses Mn I soll er Dawn und ihre in der psychiatrischen Klinik intern ierte Mutter töten. Und wie in der Vorlage versucht auch hier ein zweiter durch die Zeit zurück gesandter "Penetrator« dies zu verhindern. Spätestens hier schliigt der Plot logische Kapriolen, um gleichzeitig ein pornografisches wie sein erziihlerisches Versprechen zu erfüllen. Markant an PENETRATOR 2: GRUDGE DAY ist jedoch das Insistieren auf dem masch inellen Kern des nPenetratorsu : Das Modell, das am Ende des ersten Teils vernichtet wurde, hat Körperteile hinterlassen, d ie die Wissenschaftler erst auf die Idee eines nPenetrator«-Roboters bringen. Dazu gehört (natürlich) ein überdimensionaler Meta ll-Penis. Das pern-utopische Konzept offenbart sich in den Spoofs derTERJ\IIINATORr ilme schon recht deutlich: Die Zukunft ist bestimmt von Chaos- das zeigt der Prolog von THE PENETRATOR; einem Chaos sexueller Freizügigkeit . ln ei ner solchen Gesellschaft, in der der Trieb jederzeit ausgelebt werden kann, verliert die pornografische Fantasie natürlich jeden Sinn, weswegen aber nicht etwa d ie Vergangenheit geändert wird, sondern l Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm den Frauen - der unbenutzte Computer (es ist ein 8-Bit- Homecomputer der Firma Atari) bleibt unberührt auf dem Wohnzimmertisch stehen. Er hat seine Funktion bereits erfüllt und die Frauen zusammen gebracht. Ganz セ ゥィョャ 」 ィ@ wird der Computer in Joe Shermans COMPUTER SEX (1 982) inszeniert. Hier dient ein Comrnodore PET mit der Beschriftung "CLIT« dazu, geheime Daten über エャ。セ^@ Sexualverhalten von Menschen zu speichern und dem Protagonisten des fゥャュセ@ preiszugeben. Mit der Hilfe der Maschine versucht er nämlich seinem überaus keuschen Der Computer im Pornofilm als Bruder das Erbe abzuluchsen, was ihm Zwischen- Ding nur dann gelingt, wenn er ihn in VersuMan muss rilmisch nicht einma l in die chung führt und dadurch seine Pflicht Zukunft reisen, um den sexual-kataly- vergessen lässt. Der Computer soll ebentischen Effekt des Computers zu regis- so dazu dienen, das I laus, in dem der trieren, denn er ist die Vermittler-Ma- züchtige Bruder lebt, zu verkaufen. Von schine par excellence. 1983 entsteht den interessierten Käufern ermittelt er der Pornospielfilm COMPUTER GIRLS ebenfalls die sexuellen Vorlieben. Es ist (R: Constantin Besinescu), in dem vier eine wahre Offenbarungsrnaschine, die Frauen einen Computer-Kurs belegen, den Zuschauern und Zuschauerinnen in von dem sich jede einzelne zuerst gar COMPUTER SEX präsentiert wird- danicht viel verspricht. D ie Lektionen mit wird eine immer schon bestehende fn llen da nn auch tatsächlich nicht be- Angst vor der Unsichtbarkeit der Inforsonders lehrreich aus, solange sie the- mationsverarbeitung d ieser Geräte beoretisch bleiben: Die Kursleiterin liest dient, die offenbar von keiner Privatsphäaus einem Programmierhandbuch vor, re halt macht, weil sie den Unterschied wobei schon einige Fachtermini, wie zwischen öffentlich und intim gar nicht "Load((, "Jnput'' und nDevice(( doppel- kennt. Für den Pornofilm ist diese Indifdeutig betont werden. Als sie dann zur fere nz natürlich ein zentra les Thema Praxis schreitet und fragt, ob eine der dieses wird von COMPUTER SEX bereits Frauen eventuell "Software(( zum Tes- in seinem Alternativ-Titel "Expose me ten mitgebracht habe, wird die Doppel- now(( als Imperativ unterstrichen. Der deutigkeit eindeutig: Eine der Teilneh- Computer verfügt über Daten, mit demerinnen holt eine Diskette aus ihrer ren Hilfe sich sexuelle Kontakte anbahI Iandtasche, eine andere einen Vibrator. nen lassen, ohne dass er jedoch - wie die Der Film kulminiert in einer Orgie unter Roboter in den zuvor diskutierten Fildas sexuelle Chaos der Zukunft einfach in form der Penetratorcn in die GcgenGセ。イエ@ geholt wird. Die Filme kaschieren damit das Bedroh liche allgegenwärtiger Lusterfüllung als Unlust, die erst wieder in Lust umschlagen kann, wenn sie auf Repression stößt. Dam it zeichncn die "Pcnetratoru-Filme ein wesentl ich klareres Bild von Pornotopia als noch zuvor LA FEMME-OBJEToder ELECTROSEX '75: Die fiktionale Maschine aul> der Zukunft muss ein Katalysator gegenwärtiger Lusterfüllung sein. 81 Stefan Höltgen men -selbst zu einem Akteur werden muss. Er bleibt auch hier als Katalysator unbeeinflusst. Der katalytische Effekt, den der Computer im Pornofilm zugesprochen bekommt, erinnert zeitweise eher an Eine wahre Offenborungsmoschine: nCLIT« in COMPUTER SEX Magie als an Technologie. Oft wirkt die Maschine sogar über räumliche Distanzen hinweg und beeinflusst ein entferntes Lust-Objekt, wie in THE ORGY MACHINE (1972). Dort hat der deutsche Psychiater Verner von Spenn eine OrgienMaschine erfunden- ein Teleskop, welches so umgebaut ist, dass man damit durch Wände schauen kann, und einer daraufbefestigten Strahlenkanone, mit der er erotisierende Wellen abschießt. Diegenaue Funktionsweise der Kanone beschreibt er ausführlich selbst: ,lfhc atomic visual scparator penctratcs the atOJnic structure of thc walls. And it's hooked up with a television camera. And I'm ab lc to see the peoplc. Vcry simple. All thc govcrnments should do this. Thcy could see through the walls. 82 [unverständlich1 Once thc dcvicc ゥセ@ pointing properly I turn on tht• brain frequt•ncy gcnerator which burst imitates thc alpha waves with a billion cycles pcr sccond making thc pcople feel Iove. Real Iove! Thcn by turning on the beta factor - thc scx brain frequt•m:y the action bcgins.« Mit nactionu meint er natürl ich Sex. Seine Maschine soll die Menschen von der Arbeit abhalten und sich sexuellen Ausschweifungen hingeben lassen. Auf diese Weise will er von den Regierungen der Welt Milliarden Dollar erpressen, weil die Volkswirtschaften beim Dauereinsatz seiner Maschine natürlich zusammenbrechen würden, wenn al le nur noch das Eine tun (anstatt nur daran zu denken). Bald jedoch ist der Wissenschaftler selbst sehr angetan von dem, was er sieht, und plant die Masch ine nun auch Für persönliche libidinöse Interessen einzusetzen. Werner von Spenns Maschine scheint in ihrer katalytischen Macht also räumlich unbegrenzt - sie setzt die Triebe frei, die durch die Kulturalisation unterdrückt worden sind, und sprengt die Vorstellungen von nnorrnalemu heterosexuellem Sex. Oie Maschine fungiert dabei aber auch gleichzeitig kultivierend, denn es ist ja schließlich Technologie, die all dies verursacht: nTheir brain cells are impregnated with my sex machine - completely impregnated!« Dass diese Verschmelzung von Organ und Masch ine nicht lange gut geht und die Orgy Machine irgendwann den Geist aufgibt, erscheint vor dem Hintergrund pornografischer Dystopien abermals als Zwangsläufigkeit. Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm Eine ähnliche Maschine ist auch im 1980 entstandenen Pornofi lm RANDY (R: Phillip Schuman} am Werk - sie verlässt jedoch den Status als Zwischen-Ding und wird person ifiziert. ))How much can a poor computer be expected to take?« Das ist die Frage, die sich nicht etwa die Wissenschaft ler und Ärzte der Orgasmus-Klinik stellen, sondern die der Computer an sich selbst richtet. Der führt nämlich ein Programm aus, das Frauen zum Höhepunkt verhelfen soll, wertet deren somatische Reaktionen aus, berechnet genitale Anwendungen und Therapien, d ie die Ärzte der Klinik dann durchführen, und wird von all diesen Tätigkeiten offenbar sexuell affiziert. Bei einer jungen Frau, der titelgebenden Randy, schlägt die Behandlung besonders gut an. Schon nach kurzer Zeit finden die Wissenschaftler in ihrem Blut einen lange Zeit gesuchten Botenstoff, das absolute Aphrodisiakum, das in Angriff auf die Volkswirtschaft: Verner von immer größerer Menge gewonnen wird Sperm on seiner Orgien -Maschine und als Stimulanz für Mann und Frau auf dem Markt gebracht werden soll. Verklemmungen therapiert - dieses Mal Der Computer hilft hier zunächst, den bei einem jungen Mann, der mithilfe eiunterdrückten Sexualtrieb auszuleben ner Apparatur (die entfernt, wohl aber und ihn schließlich sogar als Essenz zu nicht zufäll ig an jenen Helm aus dem substanzialisieren . Die sexualtherapeu- vier Jahre älteren Science-Fiction-Film tische Kur rückt in RANDY dabei mehr ßRAINSTORM von Douglas TrumbuH erund mehr in den Hintergrund und macht innert} G edankenreisen in seine Verganeiner Mad-Scientist-Erzählung Platz, in genheit unternimmt. Dabei wiederholt der der Computer dann auch zusehends er für ihn wichtige und frustri erende sean Bedeutung verliert. xuelle Erlebnisse und kann sie zu einem Nicht so in Sonny Max' SEXSCAPES positiven Abschluss bringen - was im ( 1987), wo er zwar im Zentrum steht, Pornofilm stets heißt: in eine finale Orjedoch nur in Form eines Peripherie-Ge- gie münden lassen. Der Computer, der rätes sichtbar wird . Auch hier ist es ein in SEXSCAPES als Projektionsmaschine deutschstämmiger Wissenschaftler mit fungiert, besitzt zusätzlich Videorecordem Namen Dr. I-lorst von Semen, der cler-Qua Utäten, denn die Zeitreise des 83 Stefan Höltge n Der Computer als lmmersionsverstörker: SEXSATIONS Patienten ist auch eine Filmreise und die nacherlebten Ereignisse erscheinen ihm und den Zuschauern bzw. Zuschauerinnen als filmische Flashbacks, was dem Nummern-Charakter des Pornofilms natürlich sehr entgegenkommt. Einen Schritt weiter in diese Richtung geht der Film Lawrence T Coles SEXSATIONS von 1984, in dem ein WissenschaftlerPaar einen Computer baut, mit dessen Hilfe man sich in pornografische Filmfantasien hineinproj izieren kann. Das im Pornofilm Gesehene lässt sich mithilfe eines ähnlichen Helms wie in SEXSCAPES und einer Art Sensor-Stift, mit dem man auf dem Videobild nbcstimm84 te Stellen« berührt, auf den Körper des Zuschaucrs üb<'rtragen. Die somatische Identifikation geht dabei so weit, dass der (fi lmische) Zuschauer in der filmim-fi I rn ischen ri klion verschwindet. Der Computer bekom mt so die Funktion eines Immcrsionsverstärkers: Wenn sich Pornotopia schon nicht augerhalb filmischer Fiktionen verwirklichen lässt, dann wenigstens innerhalb. Seine Rolle als Katalysator behält der Computer aber auch hier- jetzt verbindet er allerdings nicht mehr nur menschliche Körper und Gefühle miteinander, sondern aw:·h rセゥオュ」N@ Die Welt hinter dem Bildschi rm steht ja immer auch für ei ne Sphäre des Einbl icks, den die Ka mera nimmt. Oie Membran zwischen den Welten - sei es nun eine Leinwand oder eine Mattscheibe- bleibt allerdings stets unüberwindbar. Das in COMPUTER SEX noch techno-sozial erscheinende Phänomen wird in rilmen wie SEXSATIONS und SEXSCAPES zu einem ontologischen: Das zentrale pornografische Phantasma des Einbli cks in die Intimsphäre'! wird in diesen f il men als Motiv verhandelt. Oie pornografische Utopie einer Welt bestimmt von Sex scheint sich dabei gleichzeitig zu erfüllen (denn das Leben der Zuschauer und Zuschauerinnen innerhalb eines Pornofilms wird möglich) und als Science-Fiction auf die Maschine und ihre künftigen Möglichkeiten zu übertragen. Ich fühle, also bin ich Beide Motive - der Roboter und der Computer als Gegenstände des Pornospielfilms - lassen sich schließlich in der Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm Gegenwart wieder zusammenführen. Die hier vorgestellten Fil me sind teilweise 40 Jah re alt und stam men damit aus der Anfangszeit des Personal- und HomeCompu ters. Vieles von dem, was in ihnen als Science-Fiction über die dama ls noch unbekannte Maschine erscheint (und vom zeitgenössischen Publ ikum auch so キセィイァ・ョッュ@ worden sein dürfte), ist längst techn ischer Alltag. Die Vernetzung der Menschen untereinander mithilfe des Computers, der als Mittler - als Medium wie Katalysator 11 ' - dient, ist längst möglich und wird mil lionenfach praktiziert. fi lme wie COMPUTER GIRLS und COMPUTER SEX nehmen die Funktion von p。イエョ ・ イ ウ」 ィ セヲエウM und Sex-Kontakt-Börsen vorweg. Der Einblick ins Private wie in SEXSCAPES und SEXSATIONS wird durch VideotauschPiattformen ermöglicht, in denen Amateure in selbst gedrehten Pornofilm en manchmal ohne Wissen des Sexpartners - ihr Privatleben mit anderen tei len. Der immersive Quantensprung, den SEXSATIONS beschreibt, ist zwar immer noch Science-Fiction, die neuerlich erstarkte 3D-Technologie (d ie in diversen Vorformen seit einigen Jahren auch im Pornofi lm Einzug gehalten hat), kommt der Raumverschmelzung optisch allerdings schon recht nahe. iFeel-IM (ausgesprochen »> feel therefore 1am u) ist ebenfalls ein jüngeres Produkt der Robotik, das 2010 auf der Augmentecl Human International Conference vorgestellt wurde und sich der emotionalen Vernetzung von Menschen verschrieben hat: Grund legende Emotionen erkennt das System in Texten und drückt sie spürbar aus. )) Unsere Weit ist von der digitalen Kommunikation durchdrungen- SMS, E-Mail, Twittcr, Instant Messaging, virtuelle 3D-Welten. Aber viele Menschen finden keinen emotiona len Anschluss«, konstatiert sein Erfinder, der japanische Professor Dzmitry Tsetserukou. »Ich wollte ein emotiona l bewegendes Erlebnis schaffen . Nicht bloß einen Vibrationsalarm, wie den von einer SMS. Emotion verleihen der Kommunikation erst Leben .«11 Sexuelle Funktionen besitzt iFeel-lM nicht, weil man sich bei seiner Konstruktion dagegen entschieden hat. Solche Funktionen finden sich allerdings in der jüngst vorgestellten RoboterSexpuppe Roxxxy 12 , die die Fantasie aus Filmen wie LA FEM ME-OBJ ETund ELECTROSEX '75 vvahr werden lassen soll freilich nur die positiven. Roxxxy steht allerdings am Ende eines langen kulturellen und technischen Entwicklungsprozesses, der mindestens ebenso von erotischen und pornografischen Fiktionen beeinflusst zu sein scheint wie von den Marketing-Erwägungen der Sex-Toy-lndustrie. Auf dem Weg zu Roxx.xy finden sich unzä hlige anthropomorphe Mascllinen mit und ohne Computer-Hirn, die als Lust-Werkzeuge dienen sollten. Die aktuelle, reale Entwicklung von Sex-Robotern und Computern als Sex-Katalysatoren scheint zumindest ihren historischen Ursprung in den erotischen und pornografischen Fiktionen zu haben. Allein deshalb lohnt es sich, einen Blick auf diese alten Bilder der Zukunft zu werfen, um die Fantasien, die in den und durch die Maschinen nun langsam greifbar werden, als Fortsetzungen einer langen kulturellen Imagination zu verstehen. 0 85 Stefa n Höltgen Anmerkungen I Der US-ameri kanische Puhli:dst David Lcvy hat auf diese Möglichkt•it hingewiesen und ein Sachbuch zum Thema vorgelegt: LOI'i! & Sex with Robots (David l.evy: Love & Sex with r ッィoャセN@ The Evolution ol lluman- Robot Rdati onshi ps. London 2008). l licrin zeichnet C l' die Evolution der m ・ ョ ウ」 ィ M m 。ウ」 ィゥョ セ Mp。イエョ 」イウ ィ。ヲエ@ nach, die er in sexuellen Beziehungen beidt"r sーャᄋコゥ・セ@ ku lminieren sieht. Sein l。ョ、セュL@ der Kulturwissenschaftler Chris Hahles Gray, wirft einen Blick auf das soziale Zusamnwnlcbcn von Menschen und Robotern: Cy!Jorg C iliztm spart dabei die Möglichkeit ウ」クオ 」ャ ャ セイ@ bャGW N ゥ ・ ィオョセ[・@ ebenfalls nicht aus (Vgl. Chris llables Gray: Cyhorg Citzien. Politics in the Post Human Age. London, New York 2002, s. 15 1-1 6 1). 2 Ausspa ren möchte ic h hier die Fuck Mnchines nicht-fiktionaler Pornofilme, die vom VibrnttJr bis zum kunstvoll konstruierten Lust-Rob(Jter reichen und mittlerwl·ile Legion im Genre セゥョ、N@ Über :.ie habe ich an anderer Stelle geschrieben (Vgl. Stefan Höltgt>n: The Extensions ofWol Men: Maschinen und Roboter im Pornofilm. ln: Spi:Hling Image, Frühjahr 20 l 0, S. 15- 18). 3 Einmnl soll er dabei an rkn Falschen セ[・ イョエ エᄋ ョ@ sein: Thomas von Aquin hielt die Maschine für ein Werk des t・オヲャ セ@ und vernichtete セゥ・N@ 4 Lienhard Wawrzyn: Der Automaten-Mensch. E.TA. Hoffmanns Er1.iihlung vom Sandmann. Mit Bildern aus Alltag und Wahnsinn. ßc rlin 1985, s. 99. 5 Ein<· schöne Anthologie über die künst lichen Menschen in der Litcraturgcschichtt· ゥセエ@ von Klaus Völker ィ・イ。オ ウセ[・ァ「」 ョ@ worden: Klaus Völker (Hg.): Künstliche Menschen. Dichtungen über Golems, Homunculi, Androiden und lebende Statuen. 2 Biincle. Rei he: Bibliotlwk Drncula. Münc hen 197 1. 86 6 Rar hel i セ@ m。ゥョ」ウZtィ G ャ |セGィョッ ャ ッァケ ァ。ウュNャᆳ ヲGoイ timoJ·e, Maryland 1999. S1chc außt:rdem Lcvy: Love & St•x with Robots. :1.a.O., S. 220-236. 7 Volkmar Sigusch: Geschichte der Sexualwissenschaft. Frankfurt/Main, New York 2008, s. 345ff. dieses Films vor dem Hintergn1nd 8 Eine aョ。ャケセ・@ de::s Roboters als drittem Gesc hlecht h:1hc ir h ・ᆳ auf einer ' lagung zum l>Q\•Cc:r Horror• カッイセZ nommcn (Vgl. Höltgcn: The Extensions of Wo/Men, a.a.O.). 9 Die Geschichte des Pornolilms beschreibt wie di<· c!L·s Horrorfilms- eine fortwährende Anniihcnmg des Blicks エセョ@ das Objekt. Wo die Kanwra im Splatterfilm durch die Wu nde in dL·n Körper eindringt, カ・Zイセ」ィ。ヲ エ [ゥ」@ sich im Pomnfilm per Kolposkop Einblicke durch die Vagina ins Innere des weiblichen Körpers- stets auf der Suchl.' nach dem •Ürt der Lust•. Dass die Pornografie dabei en passantzum medizinisclu:n Lehrfi lm wi rd und ihre Funktion als stimu lierendes Genre weitgeht•nd verliert, sche int in sokhen Filmen (unter dem Schlagwort •spi.•culum porn• subsumiert) bewusst eint>r Fctischisiemng des Details geopfert zu werden. I 0 Sehr konzise und humorvoll prognostiziert diese Fiihigkcit des cッューオエャGセ@ die französische Sängerin Frnnce Gall 1968 in ihrem Lied Der Computer Nr. 3: »L<1J1!ll' war ich einsam, heut' bin kh verliebt I Und nur darum ist das so, weil es die lcchnik I und die Wissenschaft und Elektronenhirne gibt I Der Computer Nr. 3 I sucht fiir mich den ri chtig(•n ßoy.« I I N. N.: Roboter zum Anzk•hen Hisst Nct-UsC'r Körperkontakt spüren. ln: Dnews, 7.4.20 10. htt p:l/www.dnews.del nachrichtcnl netzwe I(/ 2043991rohoter-anziehen-lasst-net-user-korー・イォ ッョ エセォMーオイ・ョNィュャ@ [26.6.201 0). 12 Florian Rötzer: Der ultimative Sexroboter? ln: 'lclcpolis, 11.1.2010. http://www.heisc.deltp/ r41artikcl/3 113 I 8531 l .html 126.6.20 l OJ.