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Umsclr/ag lriuteu: POLISSONS ET GAUPEn'ES; CAFE FLESH; kink.corn;
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k、セャ」Zイ@
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43-46,48,49, SS-57, 60, 6 1,65-69,7 1,76-80,82-84,89,9 1,93,98-101, 108, 11 0,
13 1, 133- 136, 139, 142-144, 146, 148- 15 1, 156, 159- 162, 164, 165. Annu ßrownfield:
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für den Mitschnitt der Clricks tvitlr Guts-Podiumsdiskussion, Fahian Olbrich für die
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danken wir de n Veranstalterinnen des Pornfilmfestivals Berlin
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Druck und Bindung: druckhaus köthen, Köthen
Printed in Germany
ISBN 978-3-86505-3 12-1
Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm
Kontaktmaschinen
Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm
Von Stefan Hältgen
11Then the professo·r fi.nished another
schnapps, then got up and walked over to
the door labeled ,J.'uck Machine Storage
Room.t. He turned and smiled at us, then
llery slowly opened the dom: I-Je walked
on 'in and carne out rolling this thing on
what looked like a hospital bed on wheels.
Tt was >Naked,, a clod of metal. The prof
rolled the damn thing right out in front
of us, then began humm.ing some rotten
sang, probably so mething from the German. A clod of meta.l with this hole in
ehe center. The professor had an oil can
in h'is hand, po/,ed it into the hole and
began punching in quite a. quantity of
this oil, meanwhile humm'ing this insane German sang. He kept punching the
oil in, then Looked back Oller his shoulder
a.nd said, mice, ya?t then he went bacl'
to work, pumping in the oil.<,
(Charles Bukowski, Fuck Machine)
D
ie (Horro r-)Vision vom Sex m it e iner Maschine ist so alt w ie d ie Idee
der Maschine selbst. Es scheint jedoch
so, dass sie im Computer-Zeita lter ihren vornehm lich mythischen Charakter
verloren hat und zusehends in de n Bereich des Möglichen rückt. 1 Der Pornofilm nimmt d iese Möglichkeit vorweg,
indem er Computer und Roboter (also
Com putergeh irne m it einem künstl ic hen Körper) seit c irca 40 Ja hren als
Sexualpartner inszen iert oder sie e ine
mehr oder wen iger aktive Rolle in der
zwischenmenschlichen Sexualität einnehmen lässt. Der Katalog an Motiven
ist dabei so vielfältig, wie es diese Maschinen selbst si nd. D ie Verwendungsweisen von Computern und Robotern
im Pornospie lfi lm konzent rieren sich
hi ngegen vornehmlic h auf zwei Aspekte:
Com puter bilden oft so etwas wie ei nen
Kata lysator, ein Medium, das zwischenmensch liche Sexualität ermöglicht oder
initiiert. Roboter hingegen werden häufig zu Sexualpartnern - der kör pe rliche
Aspekt ihrer Existenz steht dabei mehr
im Vordergrund als ihre computativen
Fähigkeiten, d ie dann jedoch auf der
sexuelle n Ebene Ausdruck in besonders
potenten Leistungen fi nden . Pornospielfi lme, in dene n Roboter und Computer
eine zent rale Rolle spielen, lassen sie b
zumeist auch dem Genre der ScienceFiction zurech nen, denn sie verlängern
die technischen Möglichkeiten in d ie
Zukunft und/oder sie entwerfen eine
utopische Gesellschaft, in der vor allem die Sexualität ei ne andere -zumeist
73
Stefan H öltgen
größere - Rolle für das Zusammenleben
srielt. Charles Bukowskis eingangs zitierte Kurzgeschichte Fuck Machine ist
ein Beispiel für solche Science-Fiction
-sie ist aber auch ein Beispiel für die
Gefahr einer solchen künftigen Sexualität, die sich allzu sehr auf die Computer- und Roboter-Technik verlässt.
Darin ist die Kurzgeschichte etlichen
im Folgenden vorgestellten Pornospi(>lヲゥ ャ ュ・ョ
セ@ iihn lich.
Diejenigen übrigens, die die 1977
erschienene Ert:ählung kennen, wissen,
dass der Ich-Erzähler von dem schnapssüchtigen deutschen Professor nur gefoppt wurde: Das Eisending mit dem
gut geölten Loch ist nur eine Attrappe
- in Wirklichkeit ist es die täuschend
echt wirkende junge Frau, die der Professor zunächst als sei ne 1ochter 'fi:111ja
vorsteUt, welche die Fuck Machine ist
- und hier verlässt die Erzählung vorerst
den Bereich des Möglichen (denn derartige >>Eisendingerc( existieren als Befriedigungsapparate seit langem: Dildos,
Pcnispumpcn, Sybians oder ähn liches)
und wird zur Science-Fiction. Und wie
es der Topos im fiktiven Roboter-Porno
will, dreht auch dieser Apparat durch,
verliebt sich in den Ich-Erzähler und
richtet deshalb großes Unheil an. Ocr
Professor indes ergreift rechtzeitig die
Flucht und verdingt sich fortan als Hersteller und Versender von »inAatable sex
dolls(( - einer realen Vorform der Fuck
Machine, die sich sozusagen nur auf das
Äußere konzentriert anstatt sich auf d ie
innere Technik zu besinnen. Bukowskis
Erzählung verlässt damit also die Science-Fiction wieder und besinnt sich
doch zurück aufs Mögliche.
74
Historische Wurzeln der
Sex-Maschine
Oie Vorstellung der anthropomorphen
Liebes-Maschi ne speist sich aus vier historischen Quellen: Sie besitzt eine kultur-, eine Iiteratur-, eine technik- und
eine med izinh istorische Wurzel. Die
längste von ihnen, die kulturhistorische,
reicht bis tief in die griechischeM ythologie. So hatte Zeus Epirnetheus, dem
Bruder des Prometheus, ein künstliches
Weib, die Pandora, geschickt, die vom
))h inkenden Künstler«, dem Halbgott
1-lephaistos - dem Urvater der Technik
- geschm iedet worden war. Dieser war
aber selbst schon von goldenen, mechanischen Jungfrauen ^セュゥエ@
jugendlich reizender Bildung(( umgeben, wie Homer in
der llias erziihlt. Später, im Mittelalter
gibt es Berichte von sprechenden Kunstköpfen bei Francis Bacon oder Albertus
Magnus. Letzterer soll sogar über einen
menscheniihnlichen Automaten aus Leder und Holz verfügt haben, der seinen
Gästen die Tür öffnen und sie nach ihren Wünschen befragen konnte. 3 Der
Archetypus des Renaissance-Menschen,
Leonardo da Vinci, hat neben vielen
utopischen Maschinen auch Roboter
entworfen: eiserne Löwen, einen Ritter
und einen automatischen G lockenläuter - die Apotheose des Automaten bestand zunächst offenbar stets in dessen
weitestmögt icher Menschenähnlich keit,
aus der dann eine soziale Funktion hervorgehen konnte.
Eine erste Emanzipation ^セcイ ャ・「エ ・オ@ der
Android im 18. Jahrhundert, sicherlich
als Folge der dualistischen und mechan istischen Wende in der Philosophie nach
Computer und Roboter im fiktionale n Pornofilm
Rene Descartes, von dem sich etwa La
Mettrie direkt zu seinen Überlegungen
des ))Menschen als Maschine« inspirieren
ließ: ))Nach La Mettrie ist der Mensch
eine Uhr, die sich selber aufzieht. In dieser Auffassung kommt das grenzenlose
Vertrauen zum Vorschein, dass die Europäer im 18. Jahrhundert noch in die
Technik hatten<<, schreibt Lienhard Wawイコケョ
N セ@ Solch eine Maschinen-Metapher
lag nahe, gab es doch anthropomorphe
Maschinen, die wie Uhren aufgezogen
werden konnten. Dies waren vor allem
Kunst- und Spiel-Automaten, die das
damalige Publikum in ihren Bann zogen:
Vaucansons Flötenspiel-Automat, JaquetDroz' Zeichner- und Orgelspieler-Automaten, Kempelens Schach-Türke (der in
Form von Maelzels Schachspieler 1836
von Edgar Allan Poe als Fake entlarvt
wurde) und so weiter. In La Mettries
Vorstellung schimmert jedoch nicht nur
Zuversicht, sondern auch schon dunkle
Ahnung: Hinter der sich selbst aufziehenden Uhr steht ebenso die Befürchtung ei nes autonomen Automaten, der
auf den Menschen gar nicht mehr angewiesen ist, ))Selbstaufzug« beherrscht
und vielleicht sogar s・ャ「ウエゥュセョァ@
verlangt. '
Erst in der späteren Literaturgeschichte, genauer gesagt ab der Romantik, wurde die Maschine wieder erotisch.
Jean Paul erzählt ei ne ))einfältige, aber
gut gemeinte Biografie ei ner neuen angenehmen Frau von bloßem Holz, die
ich längst erfu nden und geheiratet« in
seiner Auswahl a.us des Teufels Papieren
von l 789. Und der Student Nathanael
カ・イヲセゥャエ@
in E.TA. Hoffmanns berühmter,
erstmals 1816 erschienener Erzählung
Der Sandmann den erotischen ))Ach((s
der Automaten-Frau Olympia (die mit
ihrem Namen schon an die von allen
Olympiern mit besonderen Gaben ausgestattete Pandora erinnern soll) vollständig
und wird wahnsinnig. Sowohl Jean Pau l
als auch E.T.A. Hoffmann haben weitere einsch lägige Automaten-Erzählungen
verfasst, und diese si nd nur Beispiele
für die Blüte des Topos seit der romantischen Literatur-Epoche. Die künstlichen Frauen bestimmen von da an das
Geschick männlicher fiktionaler Helden
und bringen d iese ma l in höchste Verzückungen, mal in größte Schwieligkeiten,
oft jedoch beides zusammen.
D ie Vorstellung eines ))sich selbst
aufziehenden<< Automaten könnte eine
Kopfgeburt des Industrialismus sein:
1866 entdeckt der Berliner Werner von
Siemens das elektrodynamische Prinzip,
nach dem ei n stromerzeugender Generator sich nun zukünftig a.uta.r-k mit der
selbst benötigten Elektrizität versorgen
kann. Um 1850 konstruiert der Mensch
erstmals Maschinen, die sich dann auch
materiell selbst reproduzieren und andere
Maschinen erzeugen können (so genannte
))Werkzeugmaschinen«). Mit dem Whirlwind entsteht dann 1945 am MIT in
Cambridge der erste D igital-Computer,
der derartige Werkzeugmaschinen steuert, ihnen also zum Geh irn wird. Für die
Science-Fiction mögen diese technikhistorischen Marksteine die Präliminarien
der Entstehung einerneuen Gattung gewesen sei n. Einer Gattung von Maschinen, die nicht mehr fü r den Menschen
da sind, sondern für sich selbst.
Lust-Maschinen werden auch vor einem medizin ischen Hintergrund in der
75
Stefan H öltgen
(in eine Liege eingebaut), »Ascending
Douches« (l lydro-Massage-Gcräten)
bis hin zu handlicheren Vibratoren reiche n.'' Der durchaus ernstzunehmende
Ansatz ei ne r S<.'xualmedizi nische n Entspannu ngsthe rapie lüsst sich heute noch
in d en Apparaten d es erste n sex ua lwissenschaftlie hen Instituts, ins Leben gerufen in Be rlin von Magnus Hirschfe ld,
nach dem das Institut benannt war ,
bewundern. Die Liaison autarker, sich
selbst reproduzierender Automaten und
Lust-Maschinen liegt also nicht nur thematisch nahe - bcide Ideen entstanden
sozusagen zur fast selben Zeit am selben Ort: Um d ie Wende vom 19. zum
20 . Jahrhu nd ert in ße rlin. Und d e ut sche W issenschaft ler, de ren Fachgebiet
irgend wo zwischen Kybernetik und Sexualwissenschaft liegt , spielen auch im
weiteren Verlauf der Geschichte oft
eine zentrale Rolle - der schnapssüchtige Professor aus Bukowskis Fuck Machine ble ibt also nicht alle in .
Pornografische Sex-Maschinen
Spannung, Stromstoß, Schwingkreis: ...
zweiten Hälfte d es 19. Jahrhunderts zum
The ma. ln Ihrem Buch The 'Jechnology of
Orgasnt re kapitu liert d ie Autorin Rachel
P. Maines die G eschic ht e der Sex-Tools,
die von Elektro-Massage-Apparaten über
dampfbetriebene Genital-Manipulatoren
76
Sexue ll naktivu we rden Maschinen abe r
erst im Pornofi lm ab d en 1970er Jahre n.
Eine vollständ ige C hronologie fikti ver
Porno-Maschinen wäre zwar prinzipiell möglich, muss jedoch an der immer
noch katastropha len QuellenJage des
Genres sche itern: Vie l zu viele Pornofilm e gingen und gehen mangels kulture ller We rtschiitzung ve rlo re n. Schuld
daran ist sic he rlic h neben de m imme nsen O u tput d es Genres auch desse n
Marginalisie rung und Ze nsierung, die
e ine Archivicru ng bis heute unnötig e rscheinen lässt. Bis in die 1970er Jahre
Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm
war Filmpornografie in vielen Länden
auch der westlichen Welt verboten. Es
ist dem Internet und den sich dort öffnenden privaten Archiven zu verdanken, dass jetzt vieles von dem (wieder)
auftaucht, was vorher nicht einmal als
verschollen galt - weil man von dessen
Existenz gar nichts wusste.
1970 reüssiert der Sex-Rotoberin
dem US-ameriknnischcn Pornospielfilm
ELECTROSEX '75 von Mike 1-Ienderson.
Darin stellt ein Erfinder seinem Freund
seine drei Roboter-Frauen Alpha, Beta
und Gamma vor, die sie nun nacheinander oder zugleich ))ausprobieren«.
Die Androidinnen erweisen sich als
duldsa m und schmcrzrcsistent: Selbst
sadistische Praktiken, wie die Auspeitschung, lassen sie Iust voll über sich ergehen. Oder doch nicht? In der finalen Orgie finden die Frauen kein Ende,
selbst als ihre menschlichen/männlichen
User sieb bereits in der sexuellen Refra ktärphase befinden. Der Not-AusScha lter versagt: nWe will fuck you always!« droht eine der Maschinen-Frauen
dann kastrieren sie die Männer oral:
Das Experiment scheint damit fehl geschlagen, schlicht, weil der Erbauer
nur an seine gegenwürtige Lust, nicht
aber an seine zukünftige Unlust gedacht
hat. 1977 träumt eine junge Frau im
deutschen Pornofilm DER PORNO-FOTOG RAF (auch: DER JUNGE MIT DER
T I EFENSCHÄRFE) von Alois Brummer,
vom Roboter ))Rohhi« - einem glän7.cndcn Blechka::;ten, der sie wah rlich
traumhaft verfü hrt und anschließend
mit literweise Roboter-Sperma übergießt. Im Gehäuse steckt ein Mann,
wir hören (s)einc Stimme, die elckt-
.. . »Robbi« in DER PORNO-FOTOGRAF
rotethnische Doppeldeutigkeiten von
sich gi bt: nSpannu ng«, ))Stromstoß«,
))Sicherung«, nPrcquenz-Abgleich« oder
>)Schwingkreis<< werden ihrer eigentlichen Bedeutung entrissen und pornografisiert. Beieie Beispiele deuten schon
77
Stefa n H öltgen
Gesch lechterkampf um d ie Fernbedienung:
LA FEMME-OBJET
an, dass den Masch inen im Pornofi lm
eine besondere Sexualität innewohnt,
die derjenigen der Menschen zwar ähnelt, jedoch über ga nz eigene Gesetze
und Fantasien verfügt- es sind Fantasien
der Übcrsteigerung, der »1--iypcr-Pornografisierung<t. Dies zeigt sich besonders
deutlich im fo lgenden Beispiel.
78
Eine durchaus elaborierte Produktion entsteht in Frankreich im Jahre 1980:
Jn LA rEMME-OßJETvon Claude Mu lot
- internationaler Titel: PROGRAMMEO
FOR rLEASURE - entwirft ein sexbesessener Science-fiction-Autor eine Android in, die er per Fernsteuerung zur
erotischen Interaktion mit sich bewegen
kann. Auch sie wird jedoch zunehmend
autonomer und will bald selbst über ihre
Sexualität (das heißt: über die Fernbedienung) verfügen. Als ihr Erbauer daraufhin eine zweite Roboter-Frau konstruiert, bessert sich seine Lage dadurch
nicht etwa, sondern er wird nun von den
beiden Androidinnen sexuell versklavt.
Seine parn-utopischen Plii ne wandeln
sich in ihr Gegenteil (und werden doch
irgendwie wahr, denn er bekommt ja das,
was er sich immer schon gewünscht hat:
fortwährenden Sex). Das porno-dys-topischc wie technophobc Potenzial des
Stoffes lässt tief blicken - aber auch die
Verschränkung von Science und Piction
als Hintergrund der Technik-Entwicklung, freilich ohne jede TcchnikfolgenAbschätzung, wird auf markante Weise
エィ・ュ。ゥウイ
N セ@ 1985 hat der Roboter in
Mark Davis' AMBER AROUSED (1985)
einen kurzen Auftritt als I Iaushaits-Serviceroboter mit speziellen Eigenschaften.
Er kümmert sich nicht nur um die alltäglichen Bedürfnisse seines Erfinders,
sondern auch um d ie erotischen des
ncuen Hausmädchens. Ein Jahr später
sind es im US-Porno PLEASURE MAZE
von Duck Dumont so genannte nNightdroidS<<, die als robotischc Prostituierte
im titelgebenden Lustlabyrinth getestet
werden, bevor sie auf die Männerwelt
losgelassen werden sol len. Danach ver-
Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm
schwindet der Roboter erst einmal von
der Porno-Bildfläche - zu mindest als
originär fi ktiona les Konzept .
»lf you like sex - come with me !«
ln der Folge stehen nun Porno-Adaptionen nicht-pornografischer Spielfilme
mit Robo-Content an. Kulturell breitenwirksam wurde der Film-Roboter
in den 1950er und 1960er Jahren. Dort
erscheint er zumeist als das Fremde, das
Andere, das Gefahr und Bedrohung nicht selten mit außerirdischem Ursprung
- repräsentiert. Eine Ambivalenz, die
ihn sozusagen ))sexuell adaptionsfühigl(
erscheinen ließe, ist in den frü hen Roboterfilmen noch nicht auszumachen. Diese
setzt erst im Kino der 1980er Jahre ein .
In Filmen wie THE TERM INATOR (1984)
und TERM INATOR 2: JUDGEMENT DAY
( 199 1) - beide von James Cameron bekommen Roboter eine im Wortsinne
)>menschliche Patina<<, werden mit sozialen Verhaltensweisen ausgestattet und
lassen sich nun auch sexuell konnotieren. Dass solche Blockbuster so genannte
Porno-Spoofs nach sich gezogen haben,
erscheint fast als zwingender Schluss
in der Verwertungslogik der Pornoindustrie, die bis wr Popularisierung des
handlungslosen Gonzo-Pornos händeringend nach Hintergrundgeschichten für
ihre vordergründigen Sex-Handlungen
suchen musste. An den Spoofs der TERMINATOR-Filme soll dies beispielhaft
dargestellt werden.
TIIE PENETRATOR (1991; R: Sebastian) und PENETRATOR 2: GRUDGE
DAY (1995; R: Nie Cramer) heißen die
pornografischen Adaptionen der ersten
Haushalts-Serviceroboter mit speziellen
Eigenschaften: AMBER AROUSED
beiden TERMINATOR-Filme. Im ersten
geht es darum, dass ein Roboter aus der
Zukunft, der titelgehende ))Penetratoru,
auf der Suche nach Farrah Gonner ist,
um sie zu »penetrieren((. Sinn der Aktion
ist es, dass sich die einmal vom Roboter
geschwängerte Farrah nicht mehr mit
dem Vater ihres ))eigentlichen Sohnes«,
79
Stefan Höltgen
Der Porno-Spoof THE PENETRATOR
der in der Zukunft ein Revolutionär ist,
einlassen wird. Die Penetrat ion ist ein
wesentlich »menschl icheres« Vorhaben
als im Original, in welchem Sarah Connor bekanntlich vom Terminator ermordet werden soll, um eben jene Revolu80
tionär:;gcburt zu verhindern . Im Porno
gelingt es schließlich ihrem Beschützer
Rcese, dem Penetrator zuvorzukom men. Aus der Liaison entsteht jedoch
nicht ein Soh n, sondern eine "Jbchter
namens Dawn, wie der zweite Teil I'ENETRATOR 2: GRUDGC DAY zeigt. Die
Abwandlung passt natürlich in:;ofern,
als der nun abermals aus der Zuku nft
geschickte nPenetratoru mit dem selben Auftrag ausgestattet werden könnte. Dem ist jedoch nicht so: Oieses Mn I
soll er Dawn und ihre in der psychiatrischen Klinik intern ierte Mutter töten.
Und wie in der Vorlage versucht auch
hier ein zweiter durch die Zeit zurück
gesandter "Penetrator« dies zu verhindern. Spätestens hier schliigt der Plot
logische Kapriolen, um gleichzeitig ein
pornografisches wie sein erziihlerisches
Versprechen zu erfüllen. Markant an PENETRATOR 2: GRUDGE DAY ist jedoch
das Insistieren auf dem masch inellen
Kern des nPenetratorsu : Das Modell,
das am Ende des ersten Teils vernichtet
wurde, hat Körperteile hinterlassen, d ie
die Wissenschaftler erst auf die Idee eines nPenetrator«-Roboters bringen. Dazu
gehört (natürlich) ein überdimensionaler Meta ll-Penis.
Das pern-utopische Konzept offenbart sich in den Spoofs derTERJ\IIINATORr ilme schon recht deutlich: Die Zukunft
ist bestimmt von Chaos- das zeigt der
Prolog von THE PENETRATOR; einem
Chaos sexueller Freizügigkeit . ln ei ner
solchen Gesellschaft, in der der Trieb jederzeit ausgelebt werden kann, verliert
die pornografische Fantasie natürlich jeden Sinn, weswegen aber nicht etwa d ie
Vergangenheit geändert wird, sondern
l
Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm
den Frauen - der unbenutzte Computer (es ist ein 8-Bit- Homecomputer der
Firma Atari) bleibt unberührt auf dem
Wohnzimmertisch stehen. Er hat seine
Funktion bereits erfüllt und die Frauen
zusammen gebracht.
Ganz セ ゥィョャ
」 ィ@ wird der Computer in
Joe Shermans COMPUTER SEX (1 982)
inszeniert. Hier dient ein Comrnodore
PET mit der Beschriftung "CLIT« dazu,
geheime Daten über エャ。セ^@
Sexualverhalten von Menschen zu speichern und dem
Protagonisten des fゥャュセ@
preiszugeben.
Mit der Hilfe der Maschine versucht
er nämlich seinem überaus keuschen
Der Computer im Pornofilm als
Bruder das Erbe abzuluchsen, was ihm
Zwischen- Ding
nur dann gelingt, wenn er ihn in VersuMan muss rilmisch nicht einma l in die chung führt und dadurch seine Pflicht
Zukunft reisen, um den sexual-kataly- vergessen lässt. Der Computer soll ebentischen Effekt des Computers zu regis- so dazu dienen, das I laus, in dem der
trieren, denn er ist die Vermittler-Ma- züchtige Bruder lebt, zu verkaufen. Von
schine par excellence. 1983 entsteht den interessierten Käufern ermittelt er
der Pornospielfilm COMPUTER GIRLS ebenfalls die sexuellen Vorlieben. Es ist
(R: Constantin Besinescu), in dem vier eine wahre Offenbarungsrnaschine, die
Frauen einen Computer-Kurs belegen, den Zuschauern und Zuschauerinnen in
von dem sich jede einzelne zuerst gar COMPUTER SEX präsentiert wird- danicht viel verspricht. D ie Lektionen mit wird eine immer schon bestehende
fn llen da nn auch tatsächlich nicht be- Angst vor der Unsichtbarkeit der Inforsonders lehrreich aus, solange sie the- mationsverarbeitung d ieser Geräte beoretisch bleiben: Die Kursleiterin liest dient, die offenbar von keiner Privatsphäaus einem Programmierhandbuch vor, re halt macht, weil sie den Unterschied
wobei schon einige Fachtermini, wie zwischen öffentlich und intim gar nicht
"Load((, "Jnput'' und nDevice(( doppel- kennt. Für den Pornofilm ist diese Indifdeutig betont werden. Als sie dann zur fere nz natürlich ein zentra les Thema Praxis schreitet und fragt, ob eine der dieses wird von COMPUTER SEX bereits
Frauen eventuell "Software(( zum Tes- in seinem Alternativ-Titel "Expose me
ten mitgebracht habe, wird die Doppel- now(( als Imperativ unterstrichen. Der
deutigkeit eindeutig: Eine der Teilneh- Computer verfügt über Daten, mit demerinnen holt eine Diskette aus ihrer ren Hilfe sich sexuelle Kontakte anbahI Iandtasche, eine andere einen Vibrator. nen lassen, ohne dass er jedoch - wie die
Der Film kulminiert in einer Orgie unter Roboter in den zuvor diskutierten Fildas sexuelle Chaos der Zukunft einfach
in form der Penetratorcn in die GcgenGセ。イエ@
geholt wird. Die Filme kaschieren
damit das Bedroh liche allgegenwärtiger
Lusterfüllung als Unlust, die erst wieder in Lust umschlagen kann, wenn sie
auf Repression stößt. Dam it zeichncn
die "Pcnetratoru-Filme ein wesentl ich
klareres Bild von Pornotopia als noch
zuvor LA FEMME-OBJEToder ELECTROSEX '75: Die fiktionale Maschine aul> der
Zukunft muss ein Katalysator gegenwärtiger Lusterfüllung sein.
81
Stefan Höltgen
men -selbst zu einem Akteur werden
muss. Er bleibt auch hier als Katalysator
unbeeinflusst.
Der katalytische Effekt, den der
Computer im Pornofilm zugesprochen
bekommt, erinnert zeitweise eher an
Eine wahre Offenborungsmoschine: nCLIT«
in COMPUTER SEX
Magie als an Technologie. Oft wirkt die
Maschine sogar über räumliche Distanzen
hinweg und beeinflusst ein entferntes
Lust-Objekt, wie in THE ORGY MACHINE (1972). Dort hat der deutsche Psychiater Verner von Spenn eine OrgienMaschine erfunden- ein Teleskop, welches so umgebaut ist, dass man damit
durch Wände schauen kann, und einer
daraufbefestigten Strahlenkanone, mit
der er erotisierende Wellen abschießt.
Diegenaue Funktionsweise der Kanone
beschreibt er ausführlich selbst:
,lfhc atomic visual scparator penctratcs
the atOJnic structure of thc walls. And
it's hooked up with a television camera. And I'm ab lc to see the peoplc. Vcry
simple. All thc govcrnments should do
this. Thcy could see through the walls.
82
[unverständlich1 Once thc dcvicc ゥセ@
pointing properly I turn on tht• brain
frequt•ncy gcnerator which burst imitates thc alpha waves with a billion cycles pcr sccond making thc pcople feel
Iove. Real Iove! Thcn by turning on the
beta factor - thc scx brain frequt•m:y the action bcgins.«
Mit nactionu meint er natürl ich Sex. Seine Maschine soll die Menschen von der
Arbeit abhalten und sich sexuellen Ausschweifungen hingeben lassen. Auf diese
Weise will er von den Regierungen der
Welt Milliarden Dollar erpressen, weil
die Volkswirtschaften beim Dauereinsatz
seiner Maschine natürlich zusammenbrechen würden, wenn al le nur noch
das Eine tun (anstatt nur daran zu denken). Bald jedoch ist der Wissenschaftler selbst sehr angetan von dem, was er
sieht, und plant die Masch ine nun auch
Für persönliche libidinöse Interessen einzusetzen. Werner von Spenns Maschine scheint in ihrer katalytischen Macht
also räumlich unbegrenzt - sie setzt die
Triebe frei, die durch die Kulturalisation
unterdrückt worden sind, und sprengt
die Vorstellungen von nnorrnalemu heterosexuellem Sex. Oie Maschine fungiert dabei aber auch gleichzeitig kultivierend, denn es ist ja schließlich Technologie, die all dies verursacht: nTheir
brain cells are impregnated with my sex
machine - completely impregnated!«
Dass diese Verschmelzung von Organ
und Masch ine nicht lange gut geht und
die Orgy Machine irgendwann den Geist
aufgibt, erscheint vor dem Hintergrund
pornografischer Dystopien abermals als
Zwangsläufigkeit.
Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm
Eine ähnliche Maschine ist auch im
1980 entstandenen Pornofi lm RANDY (R:
Phillip Schuman} am Werk - sie verlässt
jedoch den Status als Zwischen-Ding
und wird person ifiziert. ))How much can
a poor computer be expected to take?«
Das ist die Frage, die sich nicht etwa
die Wissenschaft ler und Ärzte der Orgasmus-Klinik stellen, sondern die der
Computer an sich selbst richtet. Der
führt nämlich ein Programm aus, das
Frauen zum Höhepunkt verhelfen soll,
wertet deren somatische Reaktionen
aus, berechnet genitale Anwendungen
und Therapien, d ie die Ärzte der Klinik dann durchführen, und wird von all
diesen Tätigkeiten offenbar sexuell affiziert. Bei einer jungen Frau, der titelgebenden Randy, schlägt die Behandlung
besonders gut an. Schon nach kurzer
Zeit finden die Wissenschaftler in ihrem
Blut einen lange Zeit gesuchten Botenstoff, das absolute Aphrodisiakum, das in Angriff auf die Volkswirtschaft: Verner von
immer größerer Menge gewonnen wird Sperm on seiner Orgien -Maschine
und als Stimulanz für Mann und Frau
auf dem Markt gebracht werden soll. Verklemmungen therapiert - dieses Mal
Der Computer hilft hier zunächst, den bei einem jungen Mann, der mithilfe eiunterdrückten Sexualtrieb auszuleben ner Apparatur (die entfernt, wohl aber
und ihn schließlich sogar als Essenz zu nicht zufäll ig an jenen Helm aus dem
substanzialisieren . Die sexualtherapeu- vier Jahre älteren Science-Fiction-Film
tische Kur rückt in RANDY dabei mehr ßRAINSTORM von Douglas TrumbuH erund mehr in den Hintergrund und macht innert} G edankenreisen in seine Verganeiner Mad-Scientist-Erzählung Platz, in genheit unternimmt. Dabei wiederholt
der der Computer dann auch zusehends er für ihn wichtige und frustri erende sean Bedeutung verliert.
xuelle Erlebnisse und kann sie zu einem
Nicht so in Sonny Max' SEXSCAPES positiven Abschluss bringen - was im
( 1987), wo er zwar im Zentrum steht, Pornofilm stets heißt: in eine finale Orjedoch nur in Form eines Peripherie-Ge- gie münden lassen. Der Computer, der
rätes sichtbar wird . Auch hier ist es ein in SEXSCAPES als Projektionsmaschine
deutschstämmiger Wissenschaftler mit fungiert, besitzt zusätzlich Videorecordem Namen Dr. I-lorst von Semen, der cler-Qua Utäten, denn die Zeitreise des
83
Stefan Höltge n
Der Computer als lmmersionsverstörker:
SEXSATIONS
Patienten ist auch eine Filmreise und die
nacherlebten Ereignisse erscheinen ihm
und den Zuschauern bzw. Zuschauerinnen als filmische Flashbacks, was dem
Nummern-Charakter des Pornofilms
natürlich sehr entgegenkommt. Einen
Schritt weiter in diese Richtung geht
der Film Lawrence T Coles SEXSATIONS
von 1984, in dem ein WissenschaftlerPaar einen Computer baut, mit dessen
Hilfe man sich in pornografische Filmfantasien hineinproj izieren kann. Das
im Pornofilm Gesehene lässt sich mithilfe eines ähnlichen Helms wie in SEXSCAPES und einer Art Sensor-Stift, mit
dem man auf dem Videobild nbcstimm84
te Stellen« berührt, auf den Körper des
Zuschaucrs üb<'rtragen. Die somatische
Identifikation geht dabei so weit, dass
der (fi lmische) Zuschauer in der filmim-fi I rn ischen ri klion verschwindet.
Der Computer bekom mt so die Funktion eines Immcrsionsverstärkers: Wenn
sich Pornotopia schon nicht augerhalb
filmischer Fiktionen verwirklichen lässt,
dann wenigstens innerhalb.
Seine Rolle als Katalysator behält der
Computer aber auch hier- jetzt verbindet er allerdings nicht mehr nur menschliche Körper und Gefühle miteinander,
sondern aw:·h rセゥオュ」N@
Die Welt hinter
dem Bildschi rm steht ja immer auch für
ei ne Sphäre des Einbl icks, den die Ka mera nimmt. Oie Membran zwischen
den Welten - sei es nun eine Leinwand
oder eine Mattscheibe- bleibt allerdings
stets unüberwindbar. Das in COMPUTER
SEX noch techno-sozial erscheinende
Phänomen wird in rilmen wie SEXSATIONS und SEXSCAPES zu einem ontologischen: Das zentrale pornografische
Phantasma des Einbli cks in die Intimsphäre'! wird in diesen f il men als Motiv
verhandelt. Oie pornografische Utopie
einer Welt bestimmt von Sex scheint
sich dabei gleichzeitig zu erfüllen (denn
das Leben der Zuschauer und Zuschauerinnen innerhalb eines Pornofilms wird
möglich) und als Science-Fiction auf die
Maschine und ihre künftigen Möglichkeiten zu übertragen.
Ich fühle, also bin ich
Beide Motive - der Roboter und der
Computer als Gegenstände des Pornospielfilms - lassen sich schließlich in der
Computer und Roboter im fiktionalen Pornofilm
Gegenwart wieder zusammenführen. Die
hier vorgestellten Fil me sind teilweise
40 Jah re alt und stam men damit aus der
Anfangszeit des Personal- und HomeCompu ters. Vieles von dem, was in ihnen als Science-Fiction über die dama ls
noch unbekannte Maschine erscheint
(und vom zeitgenössischen Publ ikum
auch so キセィイァ・ョッュ@
worden sein
dürfte), ist längst techn ischer Alltag. Die
Vernetzung der Menschen untereinander
mithilfe des Computers, der als Mittler
- als Medium wie Katalysator 11 ' - dient,
ist längst möglich und wird mil lionenfach praktiziert. fi lme wie COMPUTER
GIRLS und COMPUTER SEX nehmen
die Funktion von p。イエョ
・ イ ウ」 ィ セヲエウM
und
Sex-Kontakt-Börsen vorweg. Der Einblick ins Private wie in SEXSCAPES und
SEXSATIONS wird durch VideotauschPiattformen ermöglicht, in denen Amateure in selbst gedrehten Pornofilm en manchmal ohne Wissen des Sexpartners
- ihr Privatleben mit anderen tei len. Der
immersive Quantensprung, den SEXSATIONS beschreibt, ist zwar immer noch
Science-Fiction, die neuerlich erstarkte
3D-Technologie (d ie in diversen Vorformen seit einigen Jahren auch im Pornofi lm Einzug gehalten hat), kommt der
Raumverschmelzung optisch allerdings
schon recht nahe.
iFeel-IM (ausgesprochen »> feel
therefore 1am u) ist ebenfalls ein jüngeres
Produkt der Robotik, das 2010 auf der
Augmentecl Human International Conference vorgestellt wurde und sich der
emotionalen Vernetzung von Menschen
verschrieben hat: Grund legende Emotionen erkennt das System in Texten und
drückt sie spürbar aus. )) Unsere Weit ist
von der digitalen Kommunikation durchdrungen- SMS, E-Mail, Twittcr, Instant
Messaging, virtuelle 3D-Welten. Aber
viele Menschen finden keinen emotiona len Anschluss«, konstatiert sein Erfinder, der japanische Professor Dzmitry
Tsetserukou. »Ich wollte ein emotiona l
bewegendes Erlebnis schaffen . Nicht
bloß einen Vibrationsalarm, wie den
von einer SMS. Emotion verleihen der
Kommunikation erst Leben .«11 Sexuelle
Funktionen besitzt iFeel-lM nicht, weil
man sich bei seiner Konstruktion dagegen entschieden hat.
Solche Funktionen finden sich allerdings in der jüngst vorgestellten RoboterSexpuppe Roxxxy 12 , die die Fantasie aus
Filmen wie LA FEM ME-OBJ ETund ELECTROSEX '75 vvahr werden lassen soll freilich nur die positiven. Roxxxy steht
allerdings am Ende eines langen kulturellen und technischen Entwicklungsprozesses, der mindestens ebenso von erotischen und pornografischen Fiktionen
beeinflusst zu sein scheint wie von den
Marketing-Erwägungen der Sex-Toy-lndustrie. Auf dem Weg zu Roxx.xy finden
sich unzä hlige anthropomorphe Mascllinen mit und ohne Computer-Hirn, die
als Lust-Werkzeuge dienen sollten. Die
aktuelle, reale Entwicklung von Sex-Robotern und Computern als Sex-Katalysatoren scheint zumindest ihren historischen Ursprung in den erotischen und
pornografischen Fiktionen zu haben. Allein deshalb lohnt es sich, einen Blick auf
diese alten Bilder der Zukunft zu werfen,
um die Fantasien, die in den und durch
die Maschinen nun langsam greifbar werden, als Fortsetzungen einer langen kulturellen Imagination zu verstehen. 0
85
Stefa n Höltgen
Anmerkungen
I Der US-ameri kanische Puhli:dst David Lcvy
hat auf diese Möglichkt•it hingewiesen und
ein Sachbuch zum Thema vorgelegt: LOI'i! &
Sex with Robots (David l.evy: Love & Sex with
r ッィoャセN@
The Evolution ol lluman- Robot Rdati onshi ps. London 2008). l licrin zeichnet C l' die
Evolution der m ・ ョ ウ」 ィ
M m 。ウ」 ィゥョ セ
Mp。イエョ
」イウ
ィ。ヲエ@
nach, die er in sexuellen Beziehungen beidt"r
sーャᄋコゥ・セ@
ku lminieren sieht. Sein l。ョ、セュL@
der Kulturwissenschaftler Chris Hahles Gray,
wirft einen Blick auf das soziale Zusamnwnlcbcn von Menschen und Robotern: Cy!Jorg
C iliztm spart dabei die Möglichkeit ウ」クオ
」ャ ャ セイ@
bャGW
N ゥ ・ ィオョセ[・@
ebenfalls nicht aus (Vgl. Chris
llables Gray: Cyhorg Citzien. Politics in the
Post Human Age. London, New York 2002,
s. 15 1-1 6 1).
2 Ausspa ren möchte ic h hier die Fuck Mnchines
nicht-fiktionaler Pornofilme, die vom VibrnttJr
bis zum kunstvoll konstruierten Lust-Rob(Jter
reichen und mittlerwl·ile Legion im Genre セゥョ、N@
Über :.ie habe ich an anderer Stelle geschrieben
(Vgl. Stefan Höltgt>n: The Extensions ofWol
Men: Maschinen und Roboter im Pornofilm. ln:
Spi:Hling Image, Frühjahr 20 l 0, S. 15- 18).
3 Einmnl soll er dabei an rkn Falschen セ[・ イョエ エᄋ ョ@
sein: Thomas von Aquin hielt die Maschine für
ein Werk des t・オヲャ
セ@ und vernichtete セゥ・N@
4 Lienhard Wawrzyn: Der Automaten-Mensch.
E.TA. Hoffmanns Er1.iihlung vom Sandmann.
Mit Bildern aus Alltag und Wahnsinn. ßc rlin
1985, s. 99.
5 Ein<· schöne Anthologie über die künst lichen
Menschen in der Litcraturgcschichtt· ゥセエ@ von
Klaus Völker ィ・イ。オ
ウセ[・ァ「」
ョ@ worden: Klaus
Völker (Hg.): Künstliche Menschen. Dichtungen über Golems, Homunculi, Androiden und
lebende Statuen. 2 Biincle. Rei he: Bibliotlwk
Drncula. Münc hen 197 1.
86
6 Rar hel i セ@ m。ゥョ」ウZtィ
G ャ |セGィョッ
ャ ッァケ
ァ。ウュNャᆳ ヲGoイ
timoJ·e, Maryland 1999. S1chc außt:rdem Lcvy:
Love & St•x with Robots. :1.a.O., S. 220-236.
7 Volkmar Sigusch: Geschichte der Sexualwissenschaft. Frankfurt/Main, New York 2008,
s. 345ff.
dieses Films vor dem Hintergn1nd
8 Eine aョ。ャケセ・@
de::s Roboters als drittem Gesc hlecht h:1hc ir h
・ᆳ
auf einer ' lagung zum l>Q\•Cc:r Horror• カッイセZ
nommcn (Vgl. Höltgcn: The Extensions of
Wo/Men, a.a.O.).
9 Die Geschichte des Pornolilms beschreibt wie di<· c!L·s Horrorfilms- eine fortwährende
Anniihcnmg des Blicks エセョ@ das Objekt. Wo die
Kanwra im Splatterfilm durch die Wu nde in dL·n
Körper eindringt, カ・Zイセ」ィ。ヲ
エ [ゥ」@
sich im Pomnfilm per Kolposkop Einblicke durch die Vagina
ins Innere des weiblichen Körpers- stets auf
der Suchl.' nach dem •Ürt der Lust•. Dass die
Pornografie dabei en passantzum medizinisclu:n
Lehrfi lm wi rd und ihre Funktion als stimu lierendes Genre weitgeht•nd verliert, sche int in
sokhen Filmen (unter dem Schlagwort •spi.•culum porn• subsumiert) bewusst eint>r Fctischisiemng des Details geopfert zu werden.
I 0 Sehr konzise und humorvoll prognostiziert diese Fiihigkcit des cッューオエャGセ@
die französische
Sängerin Frnnce Gall 1968 in ihrem Lied Der
Computer Nr. 3: »L<1J1!ll' war ich einsam, heut'
bin kh verliebt I Und nur darum ist das so,
weil es die lcchnik I und die Wissenschaft und
Elektronenhirne gibt I Der Computer Nr. 3 I
sucht fiir mich den ri chtig(•n ßoy.«
I I N. N.: Roboter zum Anzk•hen Hisst Nct-UsC'r
Körperkontakt spüren. ln: Dnews, 7.4.20 10.
htt p:l/www.dnews.del nachrichtcnl netzwe I(/
2043991rohoter-anziehen-lasst-net-user-korー・イォ
ッョ エセォMーオイ・ョNィュャ@
[26.6.201 0).
12 Florian Rötzer: Der ultimative Sexroboter? ln:
'lclcpolis, 11.1.2010. http://www.heisc.deltp/
r41artikcl/3 113 I 8531 l .html 126.6.20 l OJ.